Donnerstag, 24. Mai 2012

Coming to town: "Die Grosse Weltausstellung"























Als ich gestern den Abend in den - für mich immer wieder beeindruckenden - Weiten des Tempelhofer Felds verbrachte, tauchten am Horizont plötzlich obige Holzkonstruktionen in der Abenddämmerung auf. Irgendwie Merkwürdig! dachte ich mir und ging dem Mysterium heute auf den Grund.
Und siehe da: Nichts geringeres als Vorbereitungen für "Die Grosse Weltausstellung" in Berlin finden dort statt. Immer noch merkwürdig, denn meines Wissens findet die Expo dieses Jahr in Südkorea statt. Da muss also mehr dahinterstecken.

Und in der Tat ist "The World Is Not Fair - Die Grosse Weltausstellung" keine gewöhnliche Expo. Das Gemeinschaftsprojekt von Hebbel am Ufer und raumlaborberlin hinterfragt das Konzept klassischer Weltausstellungen, in welchen Nationen - unabhängig von ihren gesellschaftlichen und politischen (Un)Taten - versuchen sich im bestmöglichen Licht darzustellen, um so das eigene Land zu vermarkten.

Damit dieses national-begrenzte Denken überwunden wird, entstehen momentan 15 Kulturen-übergreifende Pavillons, in denen Künstler, Architekten, Regisseure und Darsteller sämtlicher Disziplinen, ihre Sicht auf unsere heutige globale, vernetzte Welt verwirklichen. So werden vom  01.-24. Juni auf dem Tempelhofer Flugfeld Installationen, Inszenierungen, Diskussionen und Konzerte, in den zum Großteil aus wiederverwerteten Materialien entstandenen Pavillons stattfinden, zu denen jeder Interessierte eingeladen ist.

Also jetzt schonmal im Kalender anstreichen und weitere Informationen gibt's hier.

Samstag, 19. Mai 2012

Architektur bis auf die Knochen - Teil I


Keine Angst, folgender Beitrag wird weder allzu gruselig noch blutig, sondern vielmehr beschäftige ich mich mit einer äußerst spannenden Verbindung: Nämlich der von Knochen bzw. Skeletten mit Architektur.

Erstmals entstand diese vermutlich in der prähistorischen Verwendung von Mammutkadavern, was 45.000 Jahre alte Funde aus Westeuropa offenbaren. Die riesigen Stoßzähne, Knochen und Schädel eigneten sich hervorragend als Grundgerüst für die Errichtung von Hütten und Unterschlüpfen und war im Gegensatz zu Holz ein ausreichend verfügbares Baumaterial.
Als Werkstoffe verloren Skelette in den den darauf folgenden Jahrtausenden zwar ihre Bedeutung, jedoch tauchten sie in anderer Form bis heute immer wieder auf.

So entstanden zum Beispiel in bedachten Gewölben und Kellern Beinhäuser, welche nach dem lateinischen Wort für Knochen os, auch Ossarium genannt werden. In solchen Räumen konnten gestapelt  vergleichsweise viele Gebeine von Verstorbenen aufbewahrt werden, weshalb solche aus Platzmangel auf Friedhöfen oder in Gegenden mit starken Bevölkerungswachstum entstanden. Ein bekanntes Beispiel sind die Katakomben im Pariser Untergrund, welche ungefähr 6 Millionen Gebeinen eine Ruhestätte bietet.

Einen wirklich künstlerischen Mehrwert besitzt aber erst das Ossarium im tschechischen Sedletz. Ab 1870 wurden im Kellergeschoss der katholischen Klosterkirche 10.000 menschliche Skelette durch den Tischler František Rint in eine neue Ordnung gebracht - und diese hat es in sich. So entstanden im Innenraum filigrane Schädel-Girlanden, ein knöcherner 8-armiger Lüster, Familienwappen oder riesige Glocken vollkommen aus Teilen des Skelettes.

Wappen der Familie Schwarzenberg und Lüster aus allen 206 Knochen des Menschen  (Fotos: world_virus, chmouel)

Ob ich eher fasziniert oder abgeschreckt von der durchaus morbiden Schönheit des Knochenkabinetts bin, kann ich zwar nicht zweifellos sagen, dennoch hinterlassen sie einen bleibenden Eindruck.

Ein weniger schauriges Beispiel für die Verwendung von Skeletten in der Architektur, entdeckte ich an der 1790 vollendeten Fassade des kürzlich sanierten Anatomischen Theaters inmitten des Charité-Geländes. Hier schmücken statt typischen Stilelementen des Klassizismus gipserne Tierschädel Fenster und Türeingänge und weisen so auf die ursprüngliche Nutzung als Hör- und Vorführsaal der Tierarzneischule hin.


Anatomisches Theater von C. G. Langhans vor und nach der Fassadenrestaurierung


Meine kleine Architektur-Anatomie ist vorerst beendet, aber es gibt noch einiges Spannendes zum Thema: Der Sprung in die Neuzeit folgt dann im zweiten Teil!

Dienstag, 15. Mai 2012

Timișoara versa

Wie bereits geschrieben, habe ich einige sonnige Tage in Timișoara (zu dt.: Temeswar, Temeschburg) verbracht und wollte noch einige Eindrücke mit euch teilen.
Auch wenn wohl die wenigsten bereits von dieser Stadt gehört haben, ist sie jedenfalls eine Betrachtung wert! Sie ist nämlich schon seit langer Zeit eine äusserst fortschrittliche Stadt: Bereits 1869 verkehrte eine der weltweit ersten Pferdestraßenbahnen und 1884 ging die elektronische Straßenbeleuchtung in Betrieb, womit sie ebenfalls zu den Vorreitern in Europa gehörte. Zudem begann hier 1989 die rumänische Revolution gegen die kommunistische Diktatur unter Ceaușescu und im Dezember ging der Opernplatz als Schauplatz in der Geschichte ein, da die rumänische Armee dort im Dezember 1989 in die aufbegehrende Menge schoss.

Über 20 jahre später heilen die Wunden der Diktatur erst langsam und sind auch städtebaulich überall ersichtlich. Der historische Stadtkern ist über weite Teile baufällig und von typisch sozialistischen Beton-Blöcken durchzogen. Dennoch bietet Timișoara bemerkenswerte Bauwerke und Plätze wie die nach einem Brand 1920 in neobyzantinischer Architektur wiederaufgebaute Oper, die farbenfrohe orthodoxe Kathedrale in klassisch-byzantinischen Stil, den großzügigen Piața Unirii (dt.: Platz der Einigung), welcher durch barocke Gebäude in Pastelltönen gerahmt wird oder den Hotelturm des Continental Hotels im funktionellen Realismus der 70er Jahre erbaut.
Die ereignisreiche Vergangenheit führte zwar nicht immer zu positiven Veränderungen, aber so entstanden spannende Brüche, welche das besondere Gefühl der Stadt für mich ausmachen. Aber seht selbst.









Montag, 14. Mai 2012

Chanel Paris-Timișoara Spring 2012


Letzte Woche führte mich mein Weg nach Rumänien, um genauer zu sein in die zweitgrößte Stadt des Balkanstaates Timișoara. Das von der Diktatur Nicolae Ceaușescus gezeichnete Land, hat mit sämtlichen Problemen wie Armut, Arbeitslosigkeit, Korruption, sozialen Konflikten und auch dem damit verbundenen baulichen Verfall zu kämpfen. In den letzen Jahren hat sich dennoch einiges getan, wodurch sich die Lage zumindest etwas verbesserte. Vom Leben in Luxus ist der Großteil der Bevölkerung dennoch weit entfernt, und so brachte mich obige Häuserwand ziemlich zum Schmunzeln.