Dienstag, 10. April 2012

Wiederentdeckung der Ecke - Teil II


Rund, geschmeidig, ohne Ecken - das sei modern und innovativ - so der Tenor in Designfragen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Demnach entstanden nun ergonomische Rasierapparate, abgerundete Kaffeemaschinen und eckenlose Bildschirme, die teilweise eher an futuristische Raumschiffe, als an Alltagsgegenstände erinnern.
Einer der Trendsetter dabei war und ist die Firma Apple, die mit ihren innovativen Designs die Gestaltung von Produkten maßgeblich beeinflusst. Essentiell dabei die stets gerundeten Kanten und Ecken, wie beispielsweise beim transparenten iMac der späten 90er Jahre oder bei der iPod Familie, deren abgerundete Aussenhüllen, wie aus einem Guss zu sein scheinen. Diesem Kozept folgte Apple zumindest recht konsequent bis in die späten 00er jahre, etwa als das iPhone 4 auf den Markt kam. Im Gegensatz zu allen Vorgängern und den anderen Apple Produkten, verzichtet das iPhone 4 auf die sanften - für Apple typischen - Rundungen auf den Geräteflächen und ist stattdessen auf Ober- und Unterseite spiegelglatt. Aufällig auch die Evolution des iMacs, welcher im Laufe der Jahre immer mehr Rundungen verlor.


(via apple.com, alle Bildrechte liegen bei Apple Inc.)

Ist es also vorbei mit organischem Design, vorbei mit der Epoche des "Form follows Fluid" , wie Designer Karim Rashid das Grundgesetz des organischen Designs bezeichnet?
Dies zu behaupten, wäre wohl etwas voreilig, aber dennoch gibt es Anzeichen, dass das Prinzip des Organischen ernsthafte Konkurrenz bekommt - nämlich von den Polygonalen Designs. Polygon kommt aus dem Altgriechischen und bezeichnet in der Geometrie einfach ein Vieleck. Polyeder haben keinerlei Rundungen, sondern bestehen nur aus Vielecken, die stufenlos zusammengesetzt, ein vefremdetes Modell eines organischen Körpers ergeben.
Aus Kugel wird Polyeder (via wikipedia.de, Urheber: Thomas81, Pappy77)
So lässt sich jede gekrümmte Oberfläche durch eine Vielzahl gerader Flächen darstellen, wodurch eine neue, ungewohnte und oft spannungsvolle Darstellung erreicht wird.
Statt anschmiegsam und weich wirken polygonale Objekte stark, kantig und abstrakt. Das nutzen Designer und Architekten, um ihre Produkte, z.B. von organisch geformten, abzuheben und ihnen bestimmte Eigenschaften zu verleihen.


Bauten des Architekten Norman Foster - organisch bei "The Gherkin" in London (erbaut 2001-2004) und polygonal beim "Hearst Tower" in New York ( erbaut 2003-2006) (via wikiepdia, Urheber H005, Alsandro)

Entfernt erinnern die polygonalen Strukturen auch an Kristalle und Edelsteine, die mit ihren spiegelnden, glatten Flächen die Menschheit seit jeher faszinieren. Auch deshalb hat mich das Polyeder-Design sofort begeistert und ich freue mich auf die weitere Entwicklung und Verbreitung. Natürlich werde ich gespannt das Duell organisch vs. polygonal verfolgen und euch auf dem Laufenden halten!

Jetzt würde mich natürlich noch interessieren: Was haltet ihr davon? Ich freue mich auf Kommentare und persönliche Meinungen!

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